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Heimatstube Ausleben

Mit den „Dorfgeschichtlichen Stuben“ gibt es in der Ausleber Kirche St. Petri nicht nur Altar, Orgel, Kirchenbänke und Kanzel, sondern seit 2007 auch ein Heimatmuseum. Auf zwei Emporen-Etagen wird in mehreren Zimmern mit zahlreichen Exponaten das dörfliche Leben nachgezeichnet, wie es sich in früherer Zeit in Ausleben und Umgebung abgespielt hat. Zudem erinnert die Ausstellung sehr umfangreich an den 1890 in Ausleben geborenen Kunstmaler Heinrich Gans.

So sah es einst in Ausleber Wohnzimmern aus.
So sah es einst in Ausleber Wohnzimmern aus.
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In der Wohnstube aus Omas Zeiten sieht es so aus, als ob gleich die Kaffeegäste kommen. Das Geschirr steht parat, auf der Kommode in kein Staubkörnchen zu sehen, der Kronleuchter ist an, auf dem Sofa sind die Kissen schon mal nach außen gelegt und auch die Stühle stehen am richtigen Platz. Fehlen nur noch Kuchen und Kaffee. Auch im Schlafzimmer von anno dazumal sieht es so aus, als ob die Betten frisch aufgeschüttelt sind und sie in wenigen Stunden wieder von dem Ehepaar des Hauses genutzt werden, um nach einem arbeitsreichen Tag zu ruhen.

Wohnstube und Schlafzimmer sind aber längst nicht alles, was auf den Emporen der Ausleber  Kirche St. Petri zu sehen ist. Der Besuch der dort eingerichteten Heimatstube ist eine umfangreiche Reise in die Vergangenheit. Und zwar in die Vergangenheit der Gemeinde Ausleben und der umliegenden Orte.

„Dorfgeschichtliche Stuben“ haben Heinz Morgenthal und seine Mitstreiter vom „Freundeskreis Dorfgeschichte und Erhalt der St. Petri Kirche“ die Räume genannt, in denen auf zwei Etagen zu sehen ist, wie und womit einst die Menschen hierzulande gelebt haben. Die Exponate reichen von Milchzentrifuge bis zur Milchkanne, von Hausschlachteutensilien bis zum Entsafter, von Fußbank bis zum Kartoffelkorb, von Gartengeräten bis zur Sense...  Und außer ein Schlafzimmer und eine gute Stube gibt es auch ein Küche, die mit historischen Möbeln, mit historischem Geschirr und Besteck wie auch mit historischem Küchengerät vollständig eingerichtet ist.

Blick in eine von mehreren dorfgeschichtlichen Stuben, die der Ausleber »Freundeskreis Dorfgeschichte und Erhalt der St. Petri Kirche« als kleines Heimatmuseum in den Emporen des Gotteshauses eingerichtet hat.
Blick in eine von mehreren dorfgeschichtlichen Stuben, die der Ausleber »Freundeskreis Dorfgeschichte und Erhalt der St. Petri Kirche« als kleines Heimatmuseum in den Emporen des Gotteshauses eingerichtet hat.


Mit diesen im Jahr 2007 in Angriff genommenen Heimatstuben hat der Anfang der 2000er Jahre gegründete Freundeskreis mit Heinz Morgenthal an der Spitze das fortgesetzt, womit der Chef bereits mehr als zehn Jahre zuvor begonnen hatte. Gehörte der frühere Lehrer doch schon der ersten Arbeitsgruppe der Gemeinde Ausleben an, die sich Anfang/Mitte der 1990er Jahre mit der Dorferneuerung beschäftigt hat. Sprich auch damit, für welche Objekte die Gemeinde Geld aus von Land und Bund aufgelegten Förderprogrammen beantragen soll.

Diese Schild neben dem Kircheneingang erinnert daran, dass der Ausleber Freundeskreis im Jahr 2007 beim Bundeswettbewerb »365 Orte im Land der Ideen« einer der Preisträger war.
Diese Schild neben dem Kircheneingang erinnert daran, dass der Ausleber Freundeskreis im Jahr 2007 beim Bundeswettbewerb »365 Orte im Land der Ideen« einer der Preisträger war.


Für Heinz Morgenthal gehörte St. Petri unbedingt dazu. War ihm doch nicht nur die Bedeutung dieses historischen Bauwerks bewusst, sondern auch, wie schlecht es um das Gotteshaus bestellt ist. Das zu diesem Zeitpunkt schon fast zwei Jahrzehnte nicht mehr kirchlich genutzt worden war und sich daran wohl auch nichts ändern sollte. Mit reichlich Überzeugungsarbeit war es Morgenthal und Gleichgesinnten gelungen, die Arbeitsgruppe zu überzeugen, so dass zunächst für Dacharbeiten Fördermittel beantragt worden sind. Heinz Morgenthal erinnert in diesem Zusammenhang auch daran, dass er das mit Unterstützung der damaligen Bürgermeisterin Marianne Matthes und der Kirchengemeinde geschafft hatte.

Freundeskreis-Chef Heinz Morgenthal präsentiert hier mit großer Freude ein Bild, auf dem der Ausleber Maler Heinrich Gans zu sehen ist, wie er am Starnberger See eines seiner Gemälde zeichnet.
Freundeskreis-Chef Heinz Morgenthal präsentiert hier mit großer Freude ein Bild, auf dem der Ausleber Maler Heinrich Gans zu sehen ist, wie er am Starnberger See eines seiner Gemälde zeichnet.


Und vor allem mit Unterstützung vieler weiterer Einwohner der Gemeinde. Hatte sich Heinz Morgenthal doch nicht nur auf Fördermittel verlassen, sondern zudem frühzeitig eine Spendenaktion für den Erhalt von St. Petri gestartet. Noch heute ist er davon überwältigt, das dabei mehr als 5000 Mark zusammengekommen waren. Wobei Heinz Morgenthal auch bei allen späteren Aktionen, die mit St. Petri zu tun hatten, von der Resonanz in der Bevölkerung aus Ausleben und Umgebung überwältigt war, wie er sagt. Die somit auch entscheidend dazu beigetragen hat, dass der Ausleber Freundeskreis um Heinz Morgenthal 2007 bei der zweiten Auflage des Bundes-Wettbewerbs „365 Orte im Land der Ideen“ einer von zehn Preisträgern aus Sachsen-Anhalt war.

Blick in eine Ausleber Küche von anno dazumal.
Blick in eine Ausleber Küche von anno dazumal.


Nachdem mit Hilfe von Fördermitteln und Spenden die Kirche zur Jahrtausendwende überdies neue Fenster und neue Türen bekommen hat, sowie die Orgel umfangreich gewartet worden ist, wurden dann auch in diesem Jahr 2007 die „Dorfgeschichtlichen Stuben“ eingerichtet. Dafür haben zum einen auch etliche Ausleber und Einwohner aus der Umgebung Exponate zur Verfügung gestellt. Vor allem aber hatte Heinz Morgenthal in den Jahren zuvor bereits reichlich historische Möbel und andere Exponate für eine Heimatstube gesammelt. Für die er sich eigentlich die schon länger leerstehende Ausleber „Villa Lüders“ ausgeguckt hatte. Doch da sich im Gemeinderat weder in den 1990er Jahren noch später eine Mehrheit für eine Sanierung dieses Gebäudes gefunden hat, kam Morgenthal auf die Idee, in St. Petri „Dorfgeschichtliche Stuben“ einzurichten.

Vor allem waren es drei Unternehmer der Gemeinde, die 2007 die erforderlichen Umbauarbeiten der Emporen völlig unentgeltlich übernommen haben. Heinz Morgenthal erinnert sich noch an die Bauchschmerzen, die ihm das Projekt in der Anfangszeit bereitet hatten, als noch viele Fragen offen waren. Doch die besagten drei Unternehmer hatten ihm dann alle Sorgen genommen und von den Elektro- bis zu den Umbau- und Holzarbeiten alles erledigt. 

Bis unmittelbar unter das hölzerne Deckengewölbe von St. Petri erstrecken sich die dorfgeschichtlichen Stuben. Fabian Stankewitz
Bis unmittelbar unter das hölzerne Deckengewölbe von St. Petri erstrecken sich die dorfgeschichtlichen Stuben.
Fabian Stankewitz


Derweil war St. Petri auch schon ein Ausstellungs- und Veranstaltungsort. Denn bereits 2001 hatte Heinz Morgenthal mit seinen Leuten die erste von bisher 20 Fotoausstellungen zusammengestellt und mit einer Vernissage eröffnet. Zu der viele Einwohner der Großgemeinde Ausleben und aus anderen Orten gekommen waren. Wie auch die musikalisch-kulturellen Eröffnungen der folgenden Ausstellungen jeweils kulturelle Höhepunkte der Gemeinde waren. Und wie die Kirche auch seither bei anderen musikalischen Veranstaltungen oder bei den inzwischen jährlichen Erdbeerfesten jedes mal voll besetzt ist.

Während sich Heinz Morgenthal an alle seine inzwischen im gesamten Kirchengebäude verteilten Fotoausstellungen sehr gern erinnert, beispielsweise an die über die früheren und heutigen örtlichen Sportvereine, über den Fotografen Hans Gettmann, über die Warsleber Badeanstalt oder über einen Spaziergang durch die Großgemeinde Ausleben, sind für ihn die Ausstellungen 2003 und 2015 die bisherigen Höhepunkte. Waren das doch Ausstellungen über Heinrich Gans. Der 1890 in Ausleben geborene und hier auch aufgewachsen Kunstmaler und Dichter hat es Heinz Morgenthal besonders angetan. Weshalb auch im Sankt-Petri-Heimatmuseum sehr viel von diesem Maler und Dichter zu sehen sowie viel über ihn zu erfahren ist und Heinz Morgenthal zudem in den vergangenen Jahren unter anderem in Nürnberg oder auch am Starnberger See über Heinrich Gans geforscht hat. Um daraufhin einen Gans-Bildband und eine Sammlung seiner Gedichte herauszugeben. Eine „Fotografische Lebensbeschreibung“ soll demnächst folgen.

Das Gemälde »Die Apfelstraße« von Heinrich Gans ist eines der Lieblingsbilder von Heinz Morgenthal. Nicht zuletzt, weil der Maler hier die heutige Straße von Ausleben zur B245 gezeichnet hat.
Das Gemälde »Die Apfelstraße« von Heinrich Gans ist eines der Lieblingsbilder von Heinz Morgenthal. Nicht zuletzt, weil der Maler hier die heutige Straße von Ausleben zur B245 gezeichnet hat.


Wie Heinrich Gans nun nach der coronabedingten Pause auch bei der Wiederaufnahme der Ausstellungs- und Veranstaltungsangebote in St. Petri im Mittelpunkt stehen wird. Denn die im Vorjahr anlässlich seines 130. Geburtstages geplante und ausgefallene Fotoausstellung wird nun im September nachgeholt.

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