Sprungziele
Seiteninhalt

Martini Kirche Gröningen

Wer die Gröninger Martini-Kirche betritt, der sieht zunächst nicht so sehr viel. Steht er doch unter einer Empore, die ihm weitgehend die Sicht versperrt. Doch ein paar Meter weiter öffnet sich dem Besucher der Blick in ein recht gewaltiges Gotteshaus, in dem auf Anhieb vieles beeindruckt und begeistert. Ob tolle Malereien an der Decke, prunkvolle Emporen und Logen in der zweiten und dritten Etage, schöne Fenster im und über dem Altarraum oder aber der barocke Altar selbst und die genauso barocke Kanzel. Und ein erster Blick zurück richtet sich hoch oben auf eine prächtige Orgel.

Blick in die Gröninger Martini-Kirche, die nicht nur recht groß, sondern auch recht prunkvoll ausgestattet ist.
Blick in die Gröninger Martini-Kirche, die nicht nur recht groß, sondern auch recht prunkvoll ausgestattet ist.

Karte wird geladen...

Dieser erste Eindruck wird bei einem Rundgang mehr als bestätigt, gar verstärkt. Denn dabei entpuppen sich die Deckenmalereien als wunderschöne Motive aus dem Alten und dem Neuen Testament, werden mit jedem weiteren Schritt bemerkenswerte Schnitzereien und Wappen an den Brüstungen der Emporen und Patronatslogen immer deutlicher und geben der mehrstöckige Altaraufsatz sowie die Kanzel meisterhafte Details preis. Unter anderem reichlich Ornamente, vor allem aber erstaunliche Ölmalereien und Reliefs. Und drei verzierte Fenster im oberen Altarraum sowie vor allem ein ganz besonderes, in die Decke eingebautes Fenster, setzen das alles ins rechte Licht.

Wie durch diese Fenster auch alles andere erleuchtet wird, was es noch in Sankt Martini zu sehen gibt. Diverse Gedenktafeln beispielsweise, ein historisches Kruzifix oder auch reichlich Kirchenbänke. Zudem gehört ein romanischer Taufstein zum Inventar, der nicht nur das älteste Einrichtungsstück der heutigen evangelischen Kirche ist, sondern auch das einzige, das schon um 1200 in der vermeintlich ersten Gröninger Kirche stand.

Die große Orgel der Gröninger Kirche Sankt Martini wurde im Jahr 1707 gebaut.
Die große Orgel der Gröninger Kirche Sankt Martini wurde im Jahr 1707 gebaut.

Zwar wurde, nach dem derzeitigen Stand der Forschungen, dieses erste Gröninger Gotteshaus erst 1265 in einem Dokument des Grafen Otto I. von Hadmersleben zum ersten Mal schriftlich erwähnt, doch gibt es historische Texte, nach denen zumindest das Fundament des heutigen Kirchturmes bereits aus der Zeit um 1200 stammt. Der Gröninger Heimatforscher und Stadtchronist Ralf Staufenbiel geht sogar noch weiter und davon aus, dass es eine erste Gröninger Kirche schon im Jahr 934 gegeben hat, da historisch belegt auch die Kirche im benachbarten Kloster Gröningen um diese Zeit gebaut worden ist.

Genauso historisch belegt ist, dass jene erste, um 1200 oder auch früher gebaute Gröninger Kirche, irgendwann verfallen und im Jahr 1418 an derselben Stelle, also als Mittelpunkt des 1371 mit dem Stadtrecht ausgestatteten Ortes Gröningen, weitgehend neu errichtet wurde. Wo die Kirche zunächst gut 60 Jahre später die ersten beiden Glocken bekommen hat und weitere 140 Jahre später, also Anfang des 17. Jahrhunderts, abermals umgebaut worden ist. Unter anderem wurde der quadratische Turm um etwa zehn Meter erhöht und hat dabei ein Glockengeschoss sowie die heute noch weithin sichtbare schlanke Spitze bekommen.

So stammt also der heutige Kirchturm aus den Jahren 1616/1617, während das Kirchenschiff  in seiner heutigen Form erst von 1901 bis 1906 errichtet, also Anfang des 20. Jahrhunderts das Vorgängergebäude durch einen Neubau ersetzt worden ist. In dem nicht nur das meiste Inventar der früheren Kirchenvarianten eingebaut, sondern in dem sogar die alte Deckenmalerei an die neue Decke kopiert worden ist.

So dass sich heute in der Gröninger Martini-Kirche unter anderem Stücke aus der Zeit um 1200 (Taufstein), vom Anfang des 16. Jahrhunderts (Sandsteinepitaph), aus dem Jahr 1548 (Christusbild in Öl auf Holz gemalt), aus der Zeit um 1620 (Patronatslogen und Emporen) und aus anderen Jahren des 17. Jahrhunderts (hölzernes Kruzifix) befinden. Oder auch aus dem Jahr 1707 stammen, in dem die Orgel gebaut worden ist.

Der Korb der Kanzel der Martini-Kirche Gröningen ist mit den Evangelisten verziert.
Der Korb der Kanzel der Martini-Kirche Gröningen ist mit den Evangelisten verziert.


Und dann sind da auch noch zwei, mit allerlei Wappen bestückte Grabsteine von Elisabeth von Brandenstein und Heinrich von der Lühe, die 1586 beziehungsweise 1591 gestorben sind und deren Adelsfamilien zu dieser Zeit in Gröningen eine Rolle gespielt haben. War doch Gröningen zunächst mit einer Burganlage und später mit einem bedeutenden Schloss von Mitte des 14. Jahrhunderts bis Anfang des 19. Jahrhunderts unter anderem Residenz der Bischöfe von Halberstadt.

Wo zeitweise auch ein Bernd von Hagen zu Hause war. Der um 1590 geborene deutsche Obrist, der sich auch als Diplomat in dänischen Diensten verdingte, ist 1629 bei einer Schlacht des 30-jährigen Krieges verwundet worden und hat dann von 1629 an in Gröningen als Amtshauptmann für Sicherheit gesorgt. Und das scheinbar gar nicht so schlecht, ziert doch sein Grabstein heute außerhalb der Kirche die östliche Mauer. Während sich an der südlichen Kirchenmauer der Grabstein eines Geistlichen aus dem 15. Jahrhundert befindet, dessen Name aber nicht bekannt ist.

Vom Altarraum der Gröninger Kirche Sankt Martini aus ist nicht nur im Hintergrund die 1707 gebaute Orgel zu sehen, sondern unter anderem auch die mehretagigen Emporen und Logen.
Vom Altarraum der Gröninger Kirche Sankt Martini aus ist nicht nur im Hintergrund die 1707 gebaute Orgel zu sehen, sondern unter anderem auch die mehretagigen Emporen und Logen.


Noch ein kurzer Blick in die jüngere Vergangenheit und in die nähere Zukunft:

- Nachdem der Turm von Sankt Martini im Jahr 1978 schon einmal umfassend saniert worden ist und dabei auch eine neue Wetterfahne bekommen hat, sind 2021/22 weitere Arbeiten an diesem Kirchenteil vorgenommen worden. Vor allem mussten recht starke Holzschäden über der Glockenstube beseitigt werden, um auch für die Zukunft die Standsicherheit des Turmdaches zu gewährleisten. Zudem ist  in dieser Zeit im Schatten der Kirche ein 1872 errichtetes Germania-Denkmal runderneuert worden.

- Für die Zukunft planen Gemeindekirchenrats-Vorsitzende Burga Kinzel und ihre Mitstreiter, die Nutzung der Kirche zu erweitern, nicht zuletzt, um das ausgebuchte Pfarrhaus zu entlasten. Da ist außer von einer Winterkirche auch von einem Bürger-Treff nebst Café die Rede. Der im hinteren Bereich der Kirche eingerichtet werden könnte und für öffentliche Zusammenkünfte aller Art, beispielsweise für Vorträge, Erfahrungsaustausche, Präsentationen und diverse  Gesprächsrunden zur Verfügung stehen soll. Dafür wurde 2021 ein Projekt „Martini lebt“ ins Leben gerufen, an dem sich nicht nur Mitglieder der Kirchengemeinde, sondern auch weitere Einwohner der Stadt Gröningen beteiligen. Unterstützung kommt auch von Verbandsgemeindebürgermeister und Kirchengemeindemitglied Fabian Stankewitz, der nicht zuletzt nach Finanzierungsmöglichkeiten sucht. So dass bereits mit Hilfe von Fördermitteln eine Machbarkeitsstudio in Auftrag gegeben und ein Antrag auf weitere Fördermittel aus einem Bundes-Programm gestellt worden ist.

Seite zurück Nach oben