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Dorfkirche Gunsleben

Im Jahr 1797 wurde die Gunsleber Kirche in ihrer heutigen Form gebaut. Der Turm ist zwei Jahre älter und hatte zuvor ein anderes Kirchenschiff an seiner Seite, in dem unter anderem auch schon der bemerkenswerte Altar gestanden hatte...

Die Nordseite der Gunsleber Dorfkirche. Der Turm wurde 1795 gebaut, das Schiff zwei Jahre später. Die Mauer ist erst jüngst saniert worden.
Die Nordseite der Gunsleber Dorfkirche. Der Turm wurde 1795 gebaut, das Schiff zwei Jahre später. Die Mauer ist erst jüngst saniert worden.

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In einer Kirche von Bildern der Apostel, Propheten oder auch Märtyrer begrüßt zu werden, ist ja so überraschend nicht. Doch die Brüstungs-Gemälde, die die Empore der Gunsleber Dorfkirche zieren, die sind schon recht außergewöhnlich. In einer stattlichen Größe bestimmen Petrus, Thomas, Simon, Bartholomäus und elf weitere biblische Männer sofort den Raum. Mitunter zu erkennen an ihren Attributen, also beispielsweise am Schlüssel (Petrus), an Buch und Steinen (Stephanus), an Kelch und Schlange (Johannes) oder auch am Messer (Bartholomäus).
 
Anzunehmen, dass all diese Bilder mit dem Neubau des Kirchenschiffes entstanden sind. Also Ende des 18. Jahrhunderts. Denn historischen Unterlagen zufolge ist dieses Kirchenschiff in seiner heutigen Form 1797 gebaut worden. Als Ersatz einer Vorgängerkirche, aus der einiges mit in den Neubau genommen worden ist. Vor allem der reich verzierte barocke Altar, der aus dem Jahr 1711 stammt und im Mittelpunkt ein Gemälde der Grablegung Jesu hat. Während ganz oben ein weiteres Gemälde den auferstandenen Christus zeigt.

Der Altar der Gunsleber Dorfkirche stammt aus dem Jahr 1711, war also schon in der Vorgängerkirche des heutigen Gotteshauses. Geprägt wird der barocke Altar von reichlich Schnitzereien sowie von zwei Gemälden, auf denen unten die Grablegung Jesu und oben
Der Altar der Gunsleber Dorfkirche stammt aus dem Jahr 1711, war also schon in der Vorgängerkirche des heutigen Gotteshauses. Geprägt wird der barocke Altar von reichlich Schnitzereien sowie von zwei Gemälden, auf denen unten die Grablegung Jesu und oben

Eingerahmt wird dieser Altar von zwei ebenso mit dem Jahr 1711 datierten Wappen. Das eine gehört Hieronymus Augustus von der Asseburg und das andere seiner Ehefrau Charlotte Catharina von der Asseburg, geborene Schöning aus dem Hause Dammset. Hatte doch zu jener Zeit eine Linie derer von Asseburg die Grundherrschaft in Gunsleben und sicherlich besagten Kirchenneubau auch auf den Weg gebracht und zumindest mitfinanziert.

Ganz genau war es Kurt III. von Asseburg, der im Jahr 1390 das verschuldete Gunsleben vom Erzbistum Magdeburg erpfändet hat, nachdem es zuvor unter anderem den Rittern Heinrich und Friedrich von Alvensleben, dem Helmstedter Kloster Mariental oder auch den Herren von Buschekeste und den Herrn von Bartensleben gehörte. Kurt III. hatte schließlich diesen ständigen Besitzerwechsel beendet, so dass Gunsleben dann mehr als 500 Jahre im Asseburg-Besitz war. Vor allem das Gunsleber Rittergut, auf dem dann beispielsweise Mitte des 18. Jahrhunderts Christoph Werner von der Asseburg das noch heute vorhandene Gutshaus im schlichten ländlichen Barockstil bauen ließ und 14 Jahre später gleich daneben das auch noch heute vorhandene Inspektorenhaus.

Das Wappen der Charlotte Catharina von der Asseburg, geborene Schöning aus dem Hause Dammset ziert die linke Nebenseite des Altars. Derer von Asseburg hatten 500 Jahre die Grundherrschaft in Gunsleben.
Das Wappen der Charlotte Catharina von der Asseburg, geborene Schöning aus dem Hause Dammset ziert die linke Nebenseite des Altars. Derer von Asseburg hatten 500 Jahre die Grundherrschaft in Gunsleben.

Daten zur Gunsleber Asseburg-Geschichte hat der Heimatforscher Dietmar Buchholz unter anderem in einer 2012 anlässlich der 900-Jahr-Feier Gunslebens erschienenen Festschrift veröffentlicht. In der der Gunsleber beispielsweise auch schreibt, dass eine erste Gunsleber Kirche im Jahr 1141 erwähnt ist, die auf einem Boden errichtet wurde, den das Kloster Hamersleber zur Verfügung gestellt hat. Und dieses Kloster hat dann auch gut 350 Jahre später für diese erste Gunsleber Kirche eine kleine Glocke finanziert, während es für die zu dieser Zeit bereits vorhandene größere Glocke keine Daten gibt.

Bekannt ist hingegen, dass Anfang des 16. Jahrhunderts im Zuge der Reformation der Gunsleber Pfarrer Lübbert von Schüttorp „zur Lehre Luthers“ übergetreten ist, wie Dietmar Buchholz schreibt. Der zudem erforscht hat, dass das Bistum Halberstadt 1564 kritisierte, dass der spätere Gunsleber Priester und der Kirchenpatron katholisch, aber die Gemeinde und der Gutsherr evangelisch sind.

Das Wappen von Hieronymus Augustus von der Asseburg befindet sich rechts neben dem Altar der Gunsleber Dorfkirche.
Das Wappen von Hieronymus Augustus von der Asseburg befindet sich rechts neben dem Altar der Gunsleber Dorfkirche.

Ein katholisch-evangelischer Streit, der noch viele Jahre anhält. Bis Gunsleben 1591 sein eigenes evangelisches Pfarramt bekommt. Für das 1725 ein neues Pfarrhaus gebaut wird.
Und weitere 70 Jahre später beginnt ein gewaltiger Umbau der Kirche. Zunächst wird 1795 ein sehr stattlicher quadratischer Kirchturm mit einem „hohen Zeltdach“ errichtet, wie Georg Dehio 1900 in seinem Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler beschreibt. Zwei Jahre später wird ein „dreiseitig geschlossenes Schiff“ angebaut, wie in einer 2004 vom evangelischen Kirchenkreis Egeln herausgegebenen Kirchen-Broschüre steht. In der unter anderem auch daran erinnert wird, dass Ludwig von der Asseburg 1839 das Tonnengewölbe der Kirche mit einem sehr feingliedrigen Fries hat verzieren lassen. Das bis heute das Gotteshaus schmückt.

Ein Gotteshaus, in dem sich zudem eine ganz besondere Orgel befindet. Die hat der Magdeburger Orgelbauer Matthias Hartmann im Jahr 1700 für die Neindorfer Schlosskirche deren von Asseburg gebaut. Wo sie auch bis 1778 ihren Dienst getan hat und dann quasi innerhalb der Asseburg-Familie nach Gunsleben umgesetzt worden ist.

Blick in die Gunsleber Dorfkirche. Der Raum wird nicht zuletzt von 15 Gemälden bestimmt, auf denen Apostel, Propheten und Märtyrer abgebildet sind.
Blick in die Gunsleber Dorfkirche. Der Raum wird nicht zuletzt von 15 Gemälden bestimmt, auf denen Apostel, Propheten und Märtyrer abgebildet sind.

Obwohl die Orgel 1938 bisher zum letzten Mal in Stand gesetzt worden ist, lässt sie sich auch heute noch gut spielen, wie Fachleute sagen und die Besucher der Orgelvespern bestätigen, die ab und an stattfinden. Das nächste Mal, so hofft Margit Krausmann vom Gemeindekirchenrat, wird das Instrument in der Weihnachtszeit zu hören sein, spätestens am Heiligen Abend bei einer Christvesper. Während die Sonntagsgottesdienste des Kirchengemeindeverbands Wackersleben/Gunsleben bereits seit einigen Jahren in Wackersleben gefeiert werden.

Das Gewölbe der Gunsleber Dorfkirche wird unter anderem von einem feingliedrigen Fries bestimmt, das Ludwig von der Asseburg im Jahr 1839 hat malen lassen.
Das Gewölbe der Gunsleber Dorfkirche wird unter anderem von einem feingliedrigen Fries bestimmt, das Ludwig von der Asseburg im Jahr 1839 hat malen lassen.

Solange die Gunsleber Orgel nicht genutzt wird, bleibt sie abgedeckt. Vor allem, um sie vor möglicher Feuchtigkeit zu schützen. Wobei in der jüngeren Vergangenheit am Dach entstandene Sturmschäden beseitigt worden sind und alles wieder dicht ist. Wie auch der Raum unter dem Turm saniert wurde und zudem in den zurückliegenden Jahren im Umfeld der Kirche einige Baumaßnahmen erfolgten. Vor allem ist eine Mauer, die die Kirche im Norden, Osten und Süden umschließt, aus bautechnischen Gründen verändert worden. Sie ist jetzt eine Stufenmauer und hat eine Betonabdeckung bekommen. Weshalb auch Treppe und Treppengeländer erneuert werden. Dass bei der Umgestaltung der Mauer mittelalterliche Gräber entdeckt worden sind, hat dazu beigetragen, dass die Arbeiten weitaus länger als geplant gedauert haben und die Kirche in dieser Zeit kaum genutzt werden durfte. Was nun aber wieder möglich ist.

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