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Museum Gröningen

Das Gröninger Museum wird nach dem Stand der Dinge von Frühjahr 2022 an wieder regelmäßig geöffnet sein und den Besuchern zudem nach und nach weitere Informationen über die Stadtgeschichte sowie eine Sonderausstellung zum Germania-Denkmal bieten. Die Geschichtslehrerin Christina Friedrich vom Gröninger Börde-Campus und ihre Kollegin Eva Hermann sind dabei, alles auf- und vorzubereiten. Aber auch bis dahin ist unter ihrer Regie nach Terminabsprache ein Besuch des Museums möglich. 

Museumsleiterin Christina Friedrich freut sich, dass zum Bestand des Gröninger Museums auch ein mit Motiven der Bodestadt verziertes Kaffeeservice gehört.
Museumsleiterin Christina Friedrich freut sich, dass zum Bestand des Gröninger Museums auch ein mit Motiven der Bodestadt verziertes Kaffeeservice gehört.

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Wann nur anfangen? Wohl am besten anno 934. Wurde doch in jenem Jahr das heutige Gröningen zum ersten Mal auf einer amtlichen Urkunde erwähnt. Zumindest nach dem heutigen Erkenntnisstand. Ist ja nicht auszuschließen, dass irgendwann irgendwo eine noch ältere Urkunde auftaucht, in der von Gröningen die Rede ist. Oder besser von Gruona, wie der Ort zunächst hieß, aus dem später Gröningen wurde. Was lückenlos belegt ist.

Genauso belegt ist in historischen Unterlagen, dass Gröningen frühzeitig der territorialen Lage wegen ein recht bedeutender Ort war, in dem es schon weit vor der urkundlich beglaubigten Ersterwähnung eine Wallburg und dann in den 30er Jahren des zehnten Jahrhunderts eine vom Grafen Siegfried geführte neue Burg gegeben hat. Die vielleicht sogar in jener Zeit von König Heinrich I. besucht worden ist. Der lange als erster deutsche König galt, aber auch in der später korrigierten Geschichtsschreibung als König des Ostfrankenreichs eine entscheidende Rolle in der Geschichte gespielt hat.

Das Gröninger Museum befindet sich seit 2007 gleich neben dem Kulturhaus im einstigen Gefängnis der Bodestadt.
Das Gröninger Museum befindet sich seit 2007 gleich neben dem Kulturhaus im einstigen Gefängnis der Bodestadt.

Wobei nach Ansicht des Heimatforschers Ralf Staufenbiel etwas fraglich ist, dass Heinrich I. wirklich in Gröningen war. Während er sich hingegen absolut sicher ist, dass viele spätere deutsche, aber auch dänische oder schwedische Könige in Gröningen waren. Beispielsweise Anfang des 18. Jahrhunderts Friedrich der I. oder auch Mitte des 18. Jahrhunderts Friedrich der Große. Letzterer hat wohl sogar den Gröningern die Bienen- und Seidenraupenzucht beigebracht.

Die Börde-Campus-Geschichtslehrerin Christina Friedrich hat die ehrenamtliche Regie über das Gröninger Museum und hier mit einem Haareisen aus Uromas Zeiten eines von zahlreichen Ausstellungsstücken in den Händen.
Die Börde-Campus-Geschichtslehrerin Christina Friedrich hat die ehrenamtliche Regie über das Gröninger Museum und hier mit einem Haareisen aus Uromas Zeiten eines von zahlreichen Ausstellungsstücken in den Händen.

Fest steht für Ralf Staufenbiel überdies, dass Anfang der 20er Jahre des 18. Jahrhunderts auch der russische Zar Peter der Große in Gröningen war und hier mindestens eine Nacht verbracht hat. Und zwar im Gröninger Renaissanceschloss, das Ende des 16. Jahrhunderts, ganz genau in der Zeit von 1586 bis 1594, an Stelle der Vorgängerburgen errichtet worden ist. Allerdings bereits Ende des 17. Jahrhunderts nicht zuletzt aufgrund vieler Beschädigungen im Dreißigjährigen Krieg verfallen ist und 1817 schon wieder abgerissen wurde. Auch von Gebäuden aus dem Umfeld sind nur noch ganz wenig Reste zu sehen. Einige andere Schloss-Relike befinden sich heute im Harzkreis. Das Schlossportal beispielsweise in Emersleben, das Altarbild der Schlosskapelle in der Christuskirche Hasserode sowie das Gröninger Fass, das noch heute laut Guinness-Buch mit einem 140-Kubikmeter-Fassungsvermögen als größtes Weinfass der Welt gilt, im Keller des Jagdschlosses Spiegelsberge. Wie sich in diesem Jagdschloss zudem aus dem einstigen Gröninger Schloss ein weiteres Portal wie ein Aufsatz mit den Wappen des Bischofs Heinrich Julius und seiner Ehefrauen befinden.

Das und noch reichlich mehr hat unter anderem Ralf Staufenbiel herausgefunden, der sich schon viele Jahre ganz intensiv mit der Gröninger und der Kloster Gröninger Geschichte beschäftigt, zahlreiche Besucher als Stadtführer durch den Ort begleitet, sowie Bücher und weitere Texte über die Stadt Gröningen publiziert hat. Aus denen beispielsweise überdies hervorgeht, dass Gröningen 1371 das Stadtrecht verliehen worden ist, dass schon zu jener Zeit und auch noch später Gröningen der Sommersitz der Halberstäder Bischöfe war, dass 1265 eine erste Gröninger Kirche erwähnt worden ist, oder auch, dass mit dem langen Anton (2,44 Meter) einer der größten Menschen überhaupt Leibwächter am Gröninger Hofe war.

Vor all diesem historischen Hintergrund und noch unzähligen anderen interessanten Fakten, die die Gröninger Geschichte zu bieten hat, war es nur folgerichtig, dass sich die Gröninger ein Museum eingerichtet haben. Das es seit 2007 gibt. Und zwar auch an historischer Stätte, im einstigen Stadtgefängnis. Wo also vor allem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Verbrecher und Kleinkriminelle ihre Strafen abgesessen haben, besteht nun die Möglichkeit, in die Gröninger Vergangenheit zu schauen.

Wobei die Besucher schon auf dem Außengelände des Museums unter anderem reichlich landwirtschaftliches Gerät aus längst vergangenen Zeiten zu sehen bekommen. Wie auch eine recht originalgetreue Nachbildung des bereits erwähnten Gröninger Fasses.

Im Museumsgebäude selbst ist eine komplett eingerichtete Küche von anno dunnemals genauso zu sehen, wie eine Schlafstube aus Urgroßvaters Zeiten, oder auch ein Raum, der mit all dem ausgestattet ist, was die Altvorderen einst zum Wäschewaschen und Schlachten genutzt haben. Auch gibt es weitere geschichtsträchtige Gegenstände, Dokumente und Fotos.

Überdies wird auf großen Tafeln ausführlich über den Theologen Jakob Friedrich Reimmann, die Schriftstellerin Louise Franciska Aston, den Komponisten Emil Söchting, den Generalstabsarzt und Militärsanitätsreformer Prof. Dr. Alvin von Coler, die Chronisten Johann Georg Ludwig Leuckfeld und Friedrich Beyte, sowie über weitere Kinder der Stadt Gröningen informiert. Und der Namensgeber der Gröninger Grundschule Friedrich Eduard Hoffmann hat gar einen ganzen Raum für sich. Der 1818 in der Bodestadt geborene und spätere Königliche Baumeister hatte vor allem den nach ihm benannten Ringofen erfunden, mit dem er weltweit die Produktion von Ziegelsteinen revolutioniert und damit einen bedeutenden Beitrag zur Industrialisierung geleistet hat.

Es waren nicht zuletzt diese vielen aufbereiteten Informationen über bedeutende Gröninger, die es Christina Friedrich bei ihrem ersten Besuch im Museum angetan und ihr Interesse an dieser Einrichtung sowie an der gesamten Gröninger Vergangenheit geweckt haben. Mit dem Ergebnis, dass die Lehrerin, die aus dem Vorharz kommt und seit gut einem Jahr Geschichte und Ethik am Gröninger Bördecampus unterrichtet, inzwischen das Museum, sehr zur Freude von Gröningens Bürgermeister Ernst Brunner und Verbandsgemeindebürgermeister Fabian Stankewitz, auf deren Anfrage in Obhut genommen hat. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Eva Hermann kümmert sie sich nun um diese Heimatstube der Bodestadt, wie Christina Friedrich das Museum lieber bezeichnen möchte.

Und da haben die beiden Lehrerinnen einiges vor. War es doch in der jüngeren Vergangenheit ziemlich still um Museum respektive Heimatstube. Was sich aber alsbald wieder ändern soll. Für das Frühjahr 2022 sind beispielsweise abermals regelmäßige Öffnungszeiten sowie Führungen geplant und wollen die beiden Geschichtslehrerinnen bis dahin auch einiges an der Repräsentation etlicher Ausstellungsstücke ändern, sowie vielen Exponaten noch einmal auf den geschichtlichen Grund gehen, um die Besucher noch besser zu informieren. Auch haben sich Stadt und Verbandsgemeinde vorgenommen, die materiellen Bedingungen im und am Museum zu verbessern.

„Wichtig für solch ein Heimatmuseum sind Ausstellungsstücke, die unmittelbar mit dem Ort, also in dem Fall mit der Stadt Gröningen verbunden sind“, sagt Christina Friedrich. Von solchen Exponaten gibt es im Gröninger Museum zwar einige, wie beispielsweise ein früheres Kaffeeservice mit Gröninger Bildmotiven, etliche Fotos oder auch historische Dokumente aus Gröninger Firmen, Vereinen und Familien. „Aber es wäre schön, wenn wir weitere solche Exponate zur Verfügung hätten“, so die Museumsleiterin. Wer also solche Ausstellungstücke besitzt und sie dem Museum leihen oder auch auf Dauer überlassen möchte, sollte sich dort melden.

Zumal es auch in Zukunft immer mal wieder Sonderausstellungen geben wird. Von denen die erste bereits in Arbeit ist und im Frühjahr eröffnet werden soll, wenn das Museum wieder regelmäßig geöffnet ist. Es wird eine Ausstellung zur „Germania“, die vis a vis der Matinikirche steht und gerade für ihren 150. Geburtstag, den sie im nächsten Jahr feiert, herausgeputzt wird. Wobei es in der Ausstellung nicht nur um die „Germania“ an sich, sondern um ein Schulprojekt mit dem Titel „Die Germania – die Grande Dame von Gröningen“ geht. An dem Christina Friedrich seit Schuljahresbeginn mit den Börde-Campus-Klassen 6 und 8 arbeitet und auch schon mit großem Erfolg an einem Wettbewerb der Stiftung Denkmalschutz teilgenommen hat. Hier finden Sie weitere Informationen zum Germania Denkmal in Gröningen.

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