Park Neuwegersleben
Mit einem Park, der sich von der evangelischen Kirche bis zum Bahnergraben erstreckt, hat Neuwegersleben ein bemerkenswertes Natur-Kleinod. Seit Frühjahr 2021 wird diese Anlage auf Vordermann gebracht und lädt zum Spaziergang ein.
Es war Mitte des 18. Jahrhunderts, als ein Kirchenamtsträger namens Heinrich Nolte dem vor allem infolge der Pest und des 30-jährigens Krieges fast ausgestorbenen Ort Wegersleben neues Leben einhaucht hat. Der Prälat veranlasste 1750 unter anderem, an der Stelle, an der schon im 5. Jahrhundert eine Wasserburg und im 10. Jahrhundert ein Schloss der Grafen von Sommerschenburg standen, einen neuen Gutshof bauen zu lassen. Dazu ließ er auch beiderseits der jetzigen „Neuen Straße“ 14 Kolonistenhäuser mit insgesamt 28 Wohnungen für die Arbeitskräfte des Gutes errichten. Damit war zugleich aus dem im Jahr 1112 zum ersten Mal urkundlich erwähnten Wegersleben genauso urkundlich das Dorf Neuwegersleben geworden.
Und mit großer Wahrscheinlichkeit sind im Zuge dieser Wiederbelebung des Ortes auch schon in der unmittelbaren Nachbarschaft des Gutes und der späteren Domäne die ersten Bäume gepflanzt worden, aus denen später der Neuwegersleber Park geworden ist. Der auch eine sehr wechselvolle und interessante Geschichte aufzuweisen hat und derzeit wieder ein Hoch erlebt. Wird er doch seit Frühjahr 2021 von Mitarbeitern der ABS „Drömling“ GmbH mit sehr viel Aufwand auf Vordermann gebracht und ist inzwischen wieder ein gern besuchtes und durchstreiftes Stück Natur des Dorfes.
Geschätzt drei bis vier Hektar ist diese Grüne Lunge Neuwegerslebens groß. Der vor allem mit vielen Laubbäumen und zahlreichen Sträuchern bestückte Park, erstreckt sich von der Ostseite der evangelischen Kirche am Grandsteig bis zum Bahnergraben und lädt seit jeher zum Spaziergang und zum Verweilen ein.
In den historischen Unterlagen des Ortes ist über den Park zum ersten Mal etwas im Jahr 1870 zu lesen. Der Neuwegersleber Hobby-Chronist Albert Busse hat bei seinen Studien über die Geschichte seines Heimatortes herausgefunden, dass seinerzeit unter Regie des damaligen Domänenbesitzers Küken ein Landschaftsgärtner den Park grundlegend verändert, sprich „schöner gestaltet“ hat, wie es in der Neuwegersleber Zeittafel heißt, die Albert Busse 2012 in einem Jubiläumsbuch anlässlich der 900-Jahr-Feier des Dorfes veröffentlicht hat.
Wobei sich die Neuwegersleber Bürger längst nicht immer an und in diesem Park erfreuen, sprich ihn nutzen und besuchen durften. Vielmehr war er zeitweise nur den Familienmitgliedern und den Freunden des jeweiligen Domänenbesitzers zugänglich. Wovon vor allem zwei Pfeiler zeugen, die noch heute am südlichen Parkende stehen und einst dafür gesorgt hatten, dass ein Tor den Weg in den Park versperrt.
Was zu DDR-Zeiten nicht mehr der Fall war, in denen der Park nicht zuletzt für die jungen Dorfbewohner in allen Jahreszeiten ein Tummelplatz war. Im Sommer ließ sich hier beispielsweise wunderbar Räuber und Gendarm spielen, wie sich alteingesessene Neuwegersleber erinnern. Und im Winter war der abschüssige Park eine ideale Rodelbahn.
In den 1990er Jahren mussten zunächst die Eigentumsverhältnisse des Parks geklärt werden. War er nach der politischen Wende zunächst in den Besitz des Landes Sachsen-Anhalt übergegangen, hat ihn Anfang der 2000er Jahre die Gemeinde übertragen bekommen und sich auch um ihn gekümmert. Der später zwischenzeitlich etwas vernachlässigte Park, wurde und wird nun auf Initiative der Gemeinde Am Großen Bruch und der Verbandsgemeinde Westliche Börde wieder in Schuss gebracht.
Worüber sich nicht zuletzt Gudrun Welborn freut, die nicht nur gleich neben dem Park wohnt, sondern die auch als Mitglied der evangelischen Kirchengemeinde den aufgeräumten Park als Bereicherung für das Umfeld des Gotteshauses sieht.
Mit der Ergänzung, dass ein Spaziergang nicht an den Grenzen des Parks enden muss, sondern von dort auch ein Weg unter anderem zum Friedhof führt und es überdies kein Problem ist, von dort in das Landschaftsschutzgebiet Großes Bruch, beispielsweise in Richtung Wulferstedt zu wandern.