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Burg Krottorf

In der Krottorfer Burg befindet sich heute nicht nur eine Jugendwohneinrichtung der Arbeiterwohlfahrt, sondern sie wird unter anderem auch als Versammlungsort und für Feiern genutzt. Ein Burg-Besuch ist aber vor allem eine sehr interessante Reise in die Vergangenheit.

In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts ist das Renaissance-Schloss auf dem Krottorfer Burggelände gebaut worden
In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts ist das Renaissance-Schloss auf dem Krottorfer Burggelände gebaut worden

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So wie sich das Krottorfer Schloss seinen heutigen Nutzern und Besuchern zeigt, ist es in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts errichtet worden. Der damalige Umbau eines maroden Herrenhauses in das  repräsentative Renaissance-Schloss hat mehrere Jahrzehnte gedauert und ist wohl in zwei Abschnitten erfolgt, wozu auch der Bau eines geschlossenen Innenhofes sowie eines großen Wirtschaftshofes in der Vorburg gehörte. Hauptsächlich beteiligt an alledem waren der Halberstädter Dompropst Balthasar von Neuenstadt und der Kardinal Albrecht von Brandenburg, wie nicht zuletzt Wappen zeigen, die bis heute die Fassade des prunkvollen Bauwerks zieren. Wobei weiteren Fassaden-Kartuschen zufolge auch der bischöfliche Hofmeister Ludolf von Alvensleben sowie der Bischof Sigismund von Brandenburg bei diesem Um- beziehungsweise Neubau oder aber bei der anschließenden Nutzung wichtige Rollen gespielt haben.

So waren die 1500er Jahre also für das heutige Schloss sowie für den Ort Krottorf insgesamt eine sehr wichtige Zeit. Doch hat deren Geschichte davor und danach noch weitaus mehr zu bieten. Allein, dass im Laufe der zurückliegenden mehr als Tausend Jahre unter anderem von Wasserburg, Burg, Gut, bischöfliche Domäne, königlich-preußische Domäne, Schloss, staatliche Domäne oder auch Rittergut die Rede war, zeigt die vielen Veränderungen, die die Anlage durch- und überlebt hat. Mit dem heutigen Ergebnis, dass sie nun im Besitz der Kommune ist, sich im Schloss eine Jugendwohneinrichtung der Arbeiterwohlfahrt befindet, der Rittersaal und weitere Räume von der Kommune, von Vereinen und von der evangelischen Kirchengemeinde genutzt werden, ein Nebengebäude bewohnt ist und sich auf der Vorburg auch an und in den noch vorhandenen Wirtschaftsgebäuden einiges tut.       

Der Rittersaal der Burg in Krottorf ist heute Versammlungsraum und steht auch jedermann für Feiern oder andere Anlässe zur Verfügung
Der Rittersaal der Burg in Krottorf ist heute Versammlungsraum und steht auch jedermann für Feiern oder andere Anlässe zur Verfügung


Das alles 7000 Jahre nach dem sich zumindest in der Region die ersten Menschen niedergelassen haben. Denn Experten gehen davon aus, dass es im weiteren Umfeld von Krottorf bereits in der frühen und mittleren Jungsteinzeit, also etwa 5000 Jahre vor unserer Zeitrechnung, erste Siedlungen gegeben hat. Am Rande der Bodeniederung waren mehrere Plätze dafür ideal, wo inzwischen auch unter anderem Steingeräte aus jener Zeit gefunden worden sind. Und 1000 vor unserer Zeitrechnung gar eine Goldschale, die als wohl wertvollster Fund weit und breit jetzt in der Schatzkammer des Landesmuseums aufbewahrt wird.

Das heutige Krottorf selbst, also vor allem der Bereich zwischen den beiden Bodearmen, war hingegen nach damaligen Kriterien für eine Besiedlung, also für die Entwicklung der Jäger und Sammler hin zu Hirten und Bauern, eher nicht sehr geeignet. Da überrascht es wohl auch nicht, dass auf dieser „Krottorf-Insel“ die ältesten Fundstücke in Form von Münzen, Schmuck und menschlichen Skeletten erst aus der Römerzeit, ganz genau aus der Zeit um 250 unserer Zeitrechnung stammen.


Aber immerhin, denn diese Gegenstände weisen darauf hin, dass der Adelshof, der im Jahr 1131 auf der ältesten vorhandenen Krottorfer Urkunde erwähnt wird, nicht die erste Ansiedlung im heutigen Ort Krottorf war, sondern Vorgänger hatte. In welcher Form auch immer. Wobei es sich weder bei diesem ersturkundlich erwähnten Adelshof noch bei dessen Vorgängern um jene königliche Domäne handelt, die im Laufe der Zeit auch Wasserburg, Schloss oder Rittergut genannt geworden ist. Denn diese Anlage wird Überlieferungen nach wohl im 9. Jahrhundert ihren Ursprung haben. Zu jener Zeit also, als die Gegend um den heutigen Ort Krottorf  mit Blick auf unruhige Grenzen zu einem Schnittpunkt wichtiger Wege geworden ist.

Helmut Gummert, der Mitte der 1990er Jahre eine umfangreiche geschichtliche Betrachtung der Entwicklung des Dorfes Krottorf seines Großvaters fortgesetzt, beendet und veröffentlicht hat, schreibt dazu unter anderem: „Es kann kaum ein Zweifel an der Notwendigkeit bestehen, im 9. Jahrhundert die Übergänge über die Bode bei Krottorf und über das Große Bruch nach Oschersleben zu sichern, die Furten, Fähren und Dämme instandzuhalten, Geleit und Vorspann zu leisten, Kost und Nachtlager für Durchreisende und Futter für Gespanne und Reitpferde bereitzustellen. Wir halten es für eine der Hauptaufgaben der königlichen Domäne in Krottorf, hierfür Sorge zu tragen, eingeschlossen auch die militärische Sicherung und die gelegentliche Bereitstellung von Bewaffneten für alle Fälle. Die Wege und Furten waren wichtig für Händler, Kaufleute und Boten.“

Blick in den Innenhof der Burg Krottorf
Blick in den Innenhof der Burg Krottorf


Und dass dafür nicht nur schlechthin eine Domäne errichtet, sondern sie gar zur Burg ausgebaut worden  ist, hatte nicht zuletzt mit der sehr günstigen Lage zu tun. War diese Burg doch unter anderem durch die Bode und durch von ihr gespeiste Wassergräben gesichert.

Eigentümer der Burg waren lange Zeit die Grafen von Reveningen, ehe Otto Graf von Reveningen als Letzter seines Geschlechts den Besitz zunächst einem Kloster und dann dem Erzbistum Magdeburg übertragen hat. Von dem schließlich 1265 die Regenstein-Heimburger Grafen die Anlage als Lehen erhalten und die zu diesem Zeitpunkt vernachlässigte Burg restauriert und erweitert haben. Die jedoch Mitte des 14. Jahrhunderts, nachdem sie bereits vom Halberstädter Bischof Albrecht II. erobert und eine bischöfliche Domäne geworden war, bei einer „Fehde“ zerstört wurde. 1363 galt sie als „zerbrochen und verfallen“.

Zwischenzeitlich als Pfand den Herren von Asseburg oder auch Siegmund von Brandenstein überlassen, hat das Bistum Halberstadt dann Anfang des 16. Jahrhunderts alles wieder befestigt und das heute noch vorhandene Schloss gebaut. Nach weiteren Änderungen der Besitzverhältnisse, beispielsweise während der napoleonischen Zeit, wurde 1849 aus der dato staatlichen Domäne ein Rittergut und an Andreas Friedrich Dettmar verkauft. Dessen Familie knapp 100 Jahre auch die dazugehörenden gut 400 Hektar Land bewirtschaftete.

Diese Brunnen-Attrappe ist auf dem Gelände der Vorburg erst in der Neuzeit gebaut worden
Diese Brunnen-Attrappe ist auf dem Gelände der Vorburg erst in der Neuzeit gebaut worden


Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Familie Dettmar enteignet und ging das Rittergut in einen staatlichen Bodenfond über. Die Ackerflächen, Maschinen und Geräte wurden zunächst von Neubauern und später von der LPG genutzt. Während in das Schloss 1953 die Krottorfer Schulkinder eingezogen sind. Woran sich beispielsweise die Krottorferin Christa Kahlert noch sehr gut erinnern kann, die zu den ersten „Schloss-Schülern“ gehörte. Und die auch heute noch regelmäßig im Schloss zu finden ist. Zumindest einmal im Monat, wenn sie sich mit ihrer Gruppe der Volkssolidarität im Rittersaal zur gemütlichen Kaffeerunde trifft. In der es auch immer wieder mal um die vor allem jüngere Vergangenheit des Schlosses geht.

Zu der auch gehört, dass die Krottorfer Schüler schon in den 1980er Jahren in ein neues Schulgebäude gezogen sind und sich im Schloss nun seit Anfang der 2000er Jahre vor allem die schon erwähnte AWO-Jugendwohneinrichtung befindet und der Rittersaal sowie weitere Räume von der Allgemeinheit genutzt werden.

Das Umfeld des Schlosses ist frei zugänglich und Besucher haben auch die Möglichkeit, durch einen kleinen Schloss-Park zu spazieren. Zudem steht in der Vorburg ein Spielplatz zur Verfügung, der 2019 mit zahlreichen neuen Spielgeräten ausgestattet worden ist.

Burg Krottorf im Jahr 2019 - Landkreis Börde - Tourismus im Land Sachsen-Anhalt am Boderadweg
Burg Krottorf im Jahr 2019 - Landkreis Börde - Tourismus im Land Sachsen-Anhalt am Boderadweg
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